Die Wohnungseinrichtung bringt, ähnlich wie die Kleidung, die Persönlichkeit eines Menschen zum Ausdruck und verrät einiges über seinen Lebensstil, seine Vorlieben und Werte. Bei der Möblierung die richtige Mischung zu finden, ist nicht immer einfach. Eine Orientierung bieten die großen Möbelmessen, allen voran die IMM Cologne, die jedes Jahr im Januar ein internationales Publikum einlädt, die aktuellen Trends und Entwicklungen im Bereich Wohnen und Einrichten zu entdecken.
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ie internationale Möbelmesse IMM Cologne gilt als Trendbarometer im Bereich Wohnen und Einrichten. In diesem Jahr zeigten dort wieder über Tausend Hersteller, was das Wohnen 2020 zu bieten hat und wie die neuen Produkte den Bedürfnissen und Wünschen der Kunden Rechnung tragen.
Wie wir wohnen wollen, entscheiden nicht ausschließlich aktuelle Trends. Vielmehr treibt uns eine wachsende Sehnsucht nach Geborgenheit und Beständigkeit an, das vorhandene Raumangebot setzt immer engere Grenzen und es gilt mehr denn je, Wohnen und Arbeiten miteinander zu vernetzen.
Nach Modern Country, Hygge und Vintage manifestiert sich gerade eine Rückbesinnung auf das Wesentliche. Unsere Wohnräume sollen uns auffangen und geborgen durch ruhige und unruhige Zeiten tragen. Der „Greta-Effekt“ ist auch in der Möbelbranche angekommen. Wir wollen Verantwortung übernehmen für uns, unsere Umwelt und unsere Zukunft. Der Wunsch nach möglichst klimaneutralen Konsumgütern bewegt dazu, die Geschichte und Herkunft der Einrichtung zu hinterfragen. Kein Wunder also, dass Holz und Naturmaterialien die aktuellen Material-Trends anführen.
Gefragt ist skandinavischer Chic, der auf überflüssige dekorative Elemente verzichtet und eine reduzierte, aufgeräumte Ästhetik verkörpert. Der neue Trend „Cosy Minimalism“ war in Köln deutlich spürbar. Cosy, weil die Einrichtung trotz aller Schlichtheit und Funktionalität Wärme ausstrahlt. Minimalism, weil die Funktionalität der Möbel im Vordergrund steht, ohne jedoch wie beim Bauhaus Design als ausschließliche Maxime zu gelten. Die Farbpalette ist ruhig und beweist, dass auch Weiß- und Grautöne durchaus Wärme ausstrahlen können.
Scandinavian Living ist keine Modeerscheinung. Die großen Gestalter des 20. Jahrhunderts haben einen Stil geschaffen, der zeitloser nicht sein könnte. Arne Jacobsen, Hans J. Wegner oder Eero Saarinen waren die wegweisenden Designer ihrer Zeit. Ihre Formensprache prägt das moderne skandinavische Design bis heute.
Das Rad muss nicht immer wieder neu erfunden werden. Manchmal ist es gut, Altbewährtes aufzugreifen und den neuen Anforderungen anzupassen, wie es auf der IMM Cologne auf vielen Messeständen zu sehen war.
Auch der zweite große Trend des Jahres lehnt sich an Altbekanntes an. Die Renaissance des Art Deco Stils hielt schon 2019 Einzug in die Möbelwelt und erinnert an die goldenen 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Mit runden Formen, luxuriösen Materialien und extravaganten Dekoelementen weht ein Hauch Nostalgie in unsere Wohn- und Schlafzimmer. Samtige, ergonomisch geformte Polstermöbel, runde Beistelltische aus Stein, Glas und Messing, florale Muster und goldene Accessoires lassen sich wunderbar kombinieren und strahlen ein unbändiges Lebensgefühl aus. Die Farben sind satt und reichen von Classic Blue – Trendfarbe des Jahres – über Grün, Gelb und Rot bis zu Gold.
Über das Comeback des Wiener Geflechts dürfte man sich vor allem bei Traditionsherstellern wie Thonet freuen, deren Geflechtmöbel legendär sind. Das kunstvoll verarbeitete Material, das traditionell für die Sitzflächen von Stühlen verwendet wird, zeigt sich aktuell auch auf Sideboards, Schränken oder Leuchten. Auch Korbgeflecht und Rattan sind Materialien der Stunde, vor allem im Bereich der Gartenmöbel. Hier zeigt sich einmal mehr, wie sehr die Grenzen zwischen drinnen und draußen verwischen, ist doch der Außenbereich längst zur Wohnzone geworden, deren Möblierung sich kaum noch vom eigentlichen Wohnzimmer unterscheiden lässt.
Das Gute an Trends:
Sie sind nicht zwingend,
geben uns aber Orientierung.
Möbel für 50plus
Eine gute Einrichtung sollte auch einen gewissen Komfort bieten. Dass die Ansprüche an Ergonomie und Bequemlichkeit mit steigendem Alter wachsen und der Kundenkreis der Generation Ü50 über die größte Kaufkraft verfügt, haben auch die Hersteller erkannt. Lange waren Möbel für ältere Menschen ein gern umschifftes Thema in der Designwelt, doch die ältere Generation ist modern geworden und mit ihr Funktionsmöbel und Komfortbetten. Möbel für das „Comfort Living“ – was sich auch viel besser anhört als „altersgerechtes Wohnen“ – sind so ansprechend gestaltet, dass sie generationsübergreifend ankommen. Boxspringbetten in allen Varianten bieten einen hohen Einstieg und federn den Körper durch das Zusammenspiel von Unter- und Obermatratze optimal ab. Elektrisch verstellbare Sessel müssen nicht riesig und unförmig aussehen. Am Esstisch bieten bequeme Polsterstühle einen hohen Sitzkomfort. Und das Sofa am Esstisch ist eine tolle Alternative zur Sitzbank.
Das Gute an Trends: Sie sind nicht zwingend, geben uns aber Orientierung. Die Verfügbarkeit von Informationen ist dank des Internets enorm gewachsen und bietet eine Fülle von Inspirationsquellen. Nichtsdestotrotz sollte man sich bei der Gestaltung seiner Wohnräume nicht auf das Netz verlassen. Einrichtung ist ein komplexes Thema und der Rat von Wohnexperten trägt zum guten Gelingen bei. Nebenbei freut sich der stationäre Handel, wenn die Möbel dann auch im beratenden Geschäft gekauft werden. +
Foto oben: © Heike Ladendorf (von used-design.com)