Beginnend mit der Eröffnungsveranstaltung am 16. Februar wartet das Künstlerhaus Göttingen wieder mit einer interessanten neuen Ausstellung auf. Vicinity des Malers Jochen Weise wird bis zum 15. März im Weißen Saal zu sehen sein.
Der 1946 in Gleichen geborene Jochen Weise begann seinen beruflichen Werdegang 1961 als Werkzeugmacher und Technischer Zeichner, ehe er 1970 an die FH Hannover ging, um Malerei zu studieren. Seit vielen Jahren lebt und arbeitet Weise im Künstlerhaus im niedersächsischen Meinersen, von dort gingen seine Ausstellung bereits in viele deutsche Städte und darüber hinaus nach Norwegen, China und Südafrika. Nun kehrt Weise mit Vicinty in seine Heimatregion Göttingen zurück. Seine Kunstwerke werden vom 16. Februar bis 15. März im Weißen Saal des Göttinger Künstlerhauses in der Gotmarstraße zu sehen sein. Der Künstler selbst wird jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr durch die Ausstellung führen.
Der Hannoveraner Maler Giso Westing schrieb zu Weise und seinen Werken in 2019:
„Der Maler Jochen Weise hat in Braunschweig bei Malte Sartorius Malerei studiert und sich vor einigen Jahren ganz gezielt nach Meinersen, einem Dorf in der Südheide, im Landkreis Gifhorn, begeben, um im dortigen Künstlerhaus, in Klausur zu gehen und seine malerischen Ideen voran zu bringen. Er, der in seiner Jugend im ländlichen Raum um Göttingen, in Gelliehausen-Gleichen aufwuchs und später in der Großstadt arbeitete und dort den Nährboden für seine Kunst vorfand, entdeckte nach vielen Experimenten die Ästhetik der unscheinbaren ländlichen Milieus. Das, was hinter den Höfen lagert, herumliegt und in Vergessenheit geriet erregt sein bildnerisches Interesse. Zeichnungen, Holzschnitte und Fotos aus seiner Nachbarschaft, seiner VICINITY, in dem niedersächsischen Meinersen, die u.a. 2016 in der Hannoverschen Galerie vom Zufall und vom Glück und in der Herbstausstellung Niedersächsischer Künstler gezeigt wurden. Er sieht, dass in diesen Gebrauchsgeräten und Materialien, Buden und Remisen versteckte oder aufgehobene Potenzial – einerseits durch die noch von der Jugend herrührende nostalgische Bindung – andererseits hat er sich in seiner Malerei so viele Möglichkeiten erarbeitet, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, aus so etwas Bilder zu machen. Ähnlich, wie Arno Schmidt durch seine Kenntnis und Beherrschung vieler Textsorten sich dem Ländlichen, ja ganz und gar Dörflichen, einfühlsam und distanziert zugleich nähern konnte, ohne ein Lokalschriftsteller zu werden, so kann es sich Jochen Weise ebenfalls leisten, die Provinz zum Gegenstand zeitgenössischer Malerei zu machen. Jochen Weise hat sich immer intensiv mit den verschiedensten Künstlern beschäftigt und sich im Laufe der Jahre immer wieder zu neuen Bilderserien anregen lassen. Die daraus erworbenen Erfahrungen haben seine neuen Arbeiten ermöglicht und zu dem gemacht, was sie sind: sehr persönliche Zeugnisse des eigenen Blicks auf das Alltägliche, präzise und kalkuliert aber ebenso frei in der Improvisation. Das ist eine wirklich gelungene Synthese aus dem, was es objektiv zu sehen gibt, der subjektiven Erfahrung und einem entwickelten Kunstanspruch.“
(Aus dem Begleitmaterial zur Ausstellung)
Foto oben: © Jochen Weise