Wo sind die wahren Schätze der Adria verborgen? Wo findet man eine authentische Genusslandschaft und traditionelle kulturelle Ereignisse? In Dalmatien, das nicht zuletzt dadurch den Weg auf viele Weltreisekarten gefunden hat. Doch welche Verbindung besteht zwischen den Indianern vom Stamm der Apachen und Kroatien? Wo steht die längste Festungsmauer Europas und welches ist das erste geschützte Fischereierzeugnis in Kroatien? Sie sehen, es gibt so viel zu entdecken.
Dalmatien liegt im südlichen Teil Kroatiens und ist geprägt von einer Vielzahl an Inseln, Klippen und Felsen. Das kristallklare Meer und die angenehmen Sommertemperaturen haben es der Region ermöglicht, einen bedeutenden Platz in der Tourismusbranche zu ergattern.
Neben klassischen Hotelübernachtungsangeboten wurde in den letzten Jahren auch die private Unterbringung bei Familien zunehmend beliebter. Die Einheimischen haben dabei erkannt, dass Gäste nicht nur durch Übernachtungen in einer malerischen Region, sondern auch durch ihr kulturelles Programm angezogen werden.
Immer mehr Workshops zur Verbesserung des Familienangebots zu Annehmlichkeiten wie Speisen und Gourmet, Sport und Freizeitaktivitäten verdeutlichen die Bestrebungen. So verbringen immer mehr Menschen einen privaten Aufenthalt bei Gastgebern, die die lokale Umgebung kennen und die Gäste bei der Planung ihres Urlaubs unterstützen können. Dadurch wird die Reise oft zu einem authentischeren und entschleunigten Erlebnis, da alles auf den Rhythmus und die Bedürfnisse der Urlauber abgestimmt ist.
Apača
Winnetou ist hierzulande der mit Abstand bekannteste fiktive indianische Häuptling aus dem Apache-Stamm, dessen Charakter vom deutschen Schriftsteller Karl May geschaffen wurde. Sieben der elf Filme aus der Winnetou-Serie wurden in der Nähe von Starigrad-Paklenica gedreht, was dazu führte, dass die Region das Lieblingsziel von Liebhabern der Romane und Filme über Winnetou wurde. Bis heute hat der Drehort der Aufnahmen seine Schönheit bewahren können.
Bereits im siebten Jahr in Folge organisiert eine Gruppe von Karl May-Fans sieben Tage lang spektakuläre Exkursionen mit Besichtigungen berühmter Orte, an denen einige Szenen gedreht wurden, inklusive der Möglichkeit, Fotos mit einigen der Gastschauspieler aus den Filmen zu schießen. Das täglich organisierte Programm umfasst Filmvorführungen im Freien, gefolgt von einem Feuerwerk und anschließendem geselligen Beisammensein zu späterer Stunde. Jede Tour wird von dem Fotografen Damir Kovačić begleitet und alle Besucher gehen mit unvergesslichen Fotos nach Hause. Die Organisatoren versuchen jedes Jahr, mehr und mehr Besucher anzulocken, es gibt aber auch Stammkundschaft, die immer wieder zu den Hängen des Naturparks Biokovo und des Nationalparks Nördlicher Velebit reisen. Die Gäste übernachten für gewöhnlich im Hotel in Biograd na Moru, von wo aus sie jeden Tag Abenteuer und die Landschaft mit ihrer unberührten Natur erleben, genau wie in den Filmen zu sehen.
Weiße Schätze und die Steinstadt
Brač, die größte Insel Dalmatiens und nach Cres und Krka die drittgrößte Insel der Adria, ist vor allem für seinen Strand Zlatni rât bekannt, dem wohl berühmtesten Strand der Adria, dessen Spitze sich mit drehendem Wind in seiner Form ändert und der gleichzeitig ein beliebtes Ausflugsziel für Segelboote ist.
Die Insel Brač besteht hauptsächlich aus Kalkstein, diesem typischerweise weißen Gestein, das den Weg selbst in die Hallen des Weißen Hauses in Washington, D. C. gefunden hat – worüber die Bračani und andere kroatische Einwohner sehr stolz sind.
Wir hatten die Möglichkeit, verschiedene Orte auf der Insel Brač zu Werbezwecken zu filmen und zu fotografieren. Wir besuchten Mirje und das historische Mauerwerk eines alten Benediktinerklosters, an dem immer noch archäologische Forschung stattfindet. Es sind malerische Ruinen, umgeben von Olivenhainen und Weinbergen. Dann ging es nach Nerežišća, einer Stadt, die einst das Verwaltungszentrum der Insel war. Andere größere Orte auf der Insel sind Milna, Sutivan, Supetar, Splitska, Postira, Povlja und Bol, die ebenso sehenswert sind.
Die Stadt Pučišća – genannt die „Steinstadt“ – liegt in einer engen und tief ins Land gezogenen Bucht. Schon die enge Zufahrt zur Stadt mit ihrem von hohen Steinfassaden begrenzten Durchlass ist etwas Besonderes. Ist man im Zentrum abgekommen, bietet sich einem ein atemberaubender Anblick auf die türkisblaue Bucht. Ein Geruch von Meer und Kiefern liegt in der Luft. In Pučišća gibt es eine Bildhauerakademie mit einer langen Tradition, in der immer noch Steinmetzkünstler in der antiken römischen Art der Steinbearbeitung ausgebildet werden. Die Stadt selbst sieht mit ihren steinernen Fassaden aus wie eine überdimensionale Steinausstellung.
„Croatia second…!“
Die Kroaten lieben ihr Land. Eine kleine Nation feiert jede Medaille wie eine goldene. Sportlicher Fanatismus und der Nationalstolz der Kroaten stehen anderen Ländern in nichts nach, wie die letzte Fußball-Weltmeisterschaft wieder einmal bewiesen hat.
Als die USA Donald Trump mit seinem „America first“-Programm zu ihrem Präsidenten wählten, begannen soziale Netzwerke, Videoserien in Umlauf zu bringen, in denen sich einzelne Länder an den neu gewählten US-Präsidenten wandten und ihm auf originelle und humorvolle Weise die touristischen und historischen Vorzüge und Spezialitäten ihrer Länder nahebrachten. Eine Reihe von Videos zum Thema „Die andere Seite Kroatiens …“ wurde mehrere Millionen Mal angesehen. Ein Video von der „News Bar“, einem beliebten kroatischen Satire-Portal, hebt die Ston-Mauern als die zweitgrößte Festungsmauer der Welt direkt nach der Chinesischen Mauer hervor. Angesichts der Mexiko-Debatte in den USA ein bemerkenswertes Detail.
Mauern, Salz, Oliven, Wein … und Austern
Auf 5,5 Kilometern Länge haben die Mauern von Ston einst 40 Wachtürme miteinander verbunden und den freien Zugang zur Halbinsel Pelješac und ihren Schätzen versperrt, vor allem dem seit der Antike in der Solana Ston-Saline geförderten Meersalz.
Im vergangenen Jahr fand bereits der elfte STONe WALL Marathon statt, der von 221 Bewerbern absolviert wurde, darunter 36 aus China. Schon von den ersten Kilometern auf der Steinmauer waren die Gesichter gezeichnet, doch nicht nur vor Anstrengung. Wenn die ersten Morgensonnenstrahlen über die umliegenden Hügel und die jahrhundertealte Mauer emporklettern, erstrahlt die Gegend in goldenem Glanz. Und wenn die Sonne dann die Salzreste der Solana Ston erreicht, die seit der letzten Sommerernte dort liegen, glitzert auch der Boden wie ein Teppich aus Diamanten. Ein Naturschauspiel, das nicht nur während des Marathons atemlos macht.
Die gesamte Region Pelješac ist ebenso stolz auf ihre Weinberge und Olivenhaine, deren Produkte Gewinner vieler internationaler Auszeichnungen sind. Zudem steht hier eine der ältesten funktionierenden Salzmühlen der Welt.
Mali Ston, durch die Mauer mit der Stadt Ston verbunden, liegt an einer Bucht, die 1983 aufgrund seiner besonderen ökologischen Faktoren zum Natursonderreservat erklärt und vor dem Einfluss und der Dynamik des offenen Meeres geschützt wurde. Das macht die Bucht besonders geeignet für die Muschelzucht, insbesondere Austern. Die Stoner Austern gehören zu den hochgelobten der Welt und die einheimischen Austernzüchter sind überzeugt, dass ihren Austern durch die Meeresströmung und den damit angeschwemmten Mineralien niemand im Geschmack das Wasser reichen kann. Besucher der Region können sie in einem der lokalen Restaurants oder vor Ort in einer der vielen Verkostungsstandorte probieren. Außerdem sind sie Hauptzutat für Muschelsuppe. Die Meeresfrüchte schmecken am besten frisch, auf Eis leicht gekühlt, mit ein oder zwei Tropfen Zitronensaft. Sie können aber auch direkt aus dem Meer gegessen werden. Sie haben einen süßen Geschmack und eine sanfte Textur.
Auch wenn man Austern das ganze Jahr über genießen kann – die echten Liebhaber besuchen Mali Ston zum „Fest der Austern“. Denn gerade im März ist die süddalmatinische Spezialität am leckersten und saftigsten. In diesem Jahr wird das Fest am 16. März stattfinden und wieder mit Auftritten lokaler Folklore und mit dalmatinischen Liedern begannen werden.
Für jene, die Austern und Muscheln probieren und dabei ein wahres Abenteuer erleben möchten, organisiert Sculpture Antonio Bootsfahrten rund um die Miniaturinseln des Malostonischen Golfs, auf denen die Teilnehmer aus erster Hand sehen können, wie die Austern im Meer platziert werden, um dann 3 bis 5 Jahre auf ihre volle Reife zu warten.
Dalmatien hat also nicht nur die Meeresluft der Adria zu bieten. Wer Erfrischung sucht, wird auch an den Hängen des Velebit fündig, die Karl May in Winnetou als Kulisse auserkoren hatte. Auf der Insel Brač baut man am liebsten auf den eigenen Kalksteinen. Und in Ston steht nicht nur Europas längste Mauer, auf der man sogar einen Marathon absolvieren kann, auch die Austern gehören zur Spitze unseres Kontinents.
Und doch gibt es in Dalmatien seit jeher einen Wermutstropfen. Seit 1699 ist der südlichste Teil um Dubrovnik vom Rest Kroatiens durch den ehemals zum Osmanischen Reich und mittlerweile zu Bosnien-Herzegowina gehörigen Neum-Korridor getrennt. 2022 soll die geplante 2300 Meter lange Pelješac-Brücke endlich nach einer dann fast fünfzehnjährigen Baufarce fertiggestellt werden und die Halbinsel fortan mit dem Festland nördlich des Korridors verbinden.
Fotos: © Damir Kovačić & Iva Kružić