Psychische Erkrankungen wie schwere Depressionen, bipolare oder schizophrene Psychosen, Suchterkrankungen können zu Situationen führen, in denen Patient*innen einwilligungsunfähig sind und eigene Entscheidungen nicht treffen oder kommunizieren können. Die Realisierung des Selbstbestimmungsrechts von Patient*innen auch in solchen Situationen hat in den letzten Jahrzehnten einen hohen ethischen und rechtlichen Stellenwert erlangt. In Folge dieser Entwicklung haben Patientenverfügungen und andere Formen vorsorglicher Willensbekundungen in der Psychiatrie und Psychotherapie an Bedeutung gewonnen.
Mit dem Ziel, ein weiteres, niedrigschwellig anwendbares Dokument zur Realisierung von Patientenautonomie und zur Weitergabe wichtiger Informationen in der psychiatrischen Notfallsituation zu schaffen, hat die Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen den „Krisenpass Südniedersachsen“ herausgegeben. An seiner Erstellung waren Institutionen wie die Initiative Göttinger Psychose-Seminar, die UMG mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und das Klinische Ethikkomitee, das Asklepios Fachklinikum Göttingen, niedergelassene Psychiater und Nervenärzte in der Stadt und im Landkreis Göttingen sowie die Sozialpsychiatrischen Dienste Göttingen und Northeim beteiligt. Der „Krisenpass Südniedersachsen“ richtet sich an Personen, die wiederholt unter psychischen Krisen leiden. Er beinhaltet Hinweise für die Behandlung im psychiatrischen Notfall. Neben praktischen Informationen können auch Behandlungswünsche und Bewältigungsstrategien in psychischen Krisen kurz und knapp formuliert werden.
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Auf der Webseite der Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen (Link) finden sich weitere Informationen zum Krisenpass sowie eine Gebrauchsanleitung zum Ausfüllen des Dokuments.
Der Krisenpass kann allein oder aber auch mit Unterstützung von ärztlichem Personal ausgefüllt werden. Im Falle einer psychischen Krise kann er dem ärztlichen Notdienst, dem Rettungsdienst oder bei stationärer Aufnahme der Klinik vorgelegt werden und so die Kommunikation erleichtern.
Stimmen zum Krisenpass:
„Ich erwarte, dass der Krisenpass uns hilft, die individuellen Bedürfnisse von Patienten besser zu verstehen.“
PD Dr. Knut Schnell, Ärztlicher Direktor im Asklepios Fachklinikum
„Der Krisenpass gibt wichtige Hinweise für die Behandlung im psychiatrischen Notfall.“
Dr. Katrin Radenbach, Oberärztin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der UMG
„Mit Hilfe des Krisenpasses können Menschen mit psychischer Erkrankung ihr Selbstbestimmungsrecht auch in Krisensituationen wahrnehmen.“
Prof. Dr. Alfred Simon von der Akademie für Ethik in der Medizin
„An der Ausarbeitung des Krisenpasses waren auch krisenerfahrene Patienten beteiligt – ein wichtiges Zeichen der Zusammenarbeit.“
Frauke Klinge, Angehörigenvertreterin
„Der Krisenpass kann den Klienten helfen, dass ihre Wünsche und Nöte auch in sehr schwierigen Zeiten, in denen eine Verständigung extrem schwierig oder gar nicht mehr möglich ist, Gehör findet.“
Thomas Bauersfeld, Leiter Sozialpsychiatrischer Dienst bei der Stadt und dem Landkreis Göttingen
„Der Krisenpass ist ein weiterer entscheidender Schritt Richtung Selbstbestimmung und erleichtert uns die Arbeit mit Klienten/innen in Krisensituationen sehr.“
Dr. Ute Lacher-Kleine, Leiterin Sozialpsychiatrischer Dienst des Landkreises Northeim
„Mit dem neuen Krisenpass steht Betroffenen und Behandlern im Notfall ein wirkungsvolles Werkzeug zur Verfügung.“
Helmut Platte, Oberarzt im Paracelsus Roswitha-Klinik Bad Gandersheim
Der Krisenpass Südniedersachsen ist erhältlich bei Hausärzt*innen, Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen. Weiterhin kann er auch per E-Mail unter info@gesundheitsregiongoettingen.de bei der Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen bestellt werden.
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