Auf der Pressekonferenz anlässlich des diesjährigen Göttinger Literaturherbstes, vom 17.10. bis 01.11.2020, schlug Festivalleiter Johannes-Peter Herberhold (Foto) im Hotel FREIgeist zunächst erwartungsgemäß nachdenkliche Worte an, als er die ausgesprochen schwierige Situation beschrieb, in der sich kulturelle Veranstaltungen seit Monaten befinden und verwies dabei auf die Absagen anderer Großveranstaltungen wie die litcologne, die Leipziger Buchmesse oder auch die Internationalen Händelfestspiele. Sein Dank ging postwendend aber an die regionalen Partner, die es möglich gemacht haben, dass der 29. Göttinger Literaturherbst nicht auch dem Virus zum Opfer fällt. Und dennoch musste man Einschnitte in den gewohnten Rahmenbedingungen hinnehmen. „Wir haben die Zahl der Spielstätten reduziert und wir haben die Zahl der Veranstaltungen um etwa ein Drittel reduziert, um verantwortlich Kosten zu sparen. Das ist uns am Ende sehr gut gelunden“, erklärte Herberhold. Weniger Umfang, gleiche Qualität und mehr Sicherheit soll es geben.
„Literaturherbst ON AIR ist der Slogan unserer Digitaloffensive“
Gesa Husemann
Doch durch das Corona-Virus ist nichts wie zuvor. Für den Literaturherbst hat das aber schlussendlich auch positive Entwicklungen auf den Weg gebracht. Zum Livekonzept gesellt sich in diesem Jahr erstmals ein digitales Angebot dazu. „Literaturherbst ON AIR ist der Slogan unserer Digitaloffensive“, erläutert Gesa Husemann, stellv. Leiterin des Literarischen Zentrums in Göttingen und Programmplanerin des Literaturherbstes. Mit einem besonderen Ticket unter dem Motto „Eins für alle“ können Interessierte, die nicht auf die Liveevents gehen können oder wollen, online auf alle angebotenen Veranstaltungen zugreifen. Das Team habe intensiv an den technischen Rahmenbedingungen gearbeitet, damit eine hohe Bild- und Tonqualität angeboten werden könne.
Absagen aus dem Ausland
Weitestgehend verzichten muss der Literaturherbstfan in diesem Jahr allerdings auf internationale Gäste, die fast ausnahmslos abgesagt haben. Dafür gibt es aus dem deutschsprachigen Raum die derzeit interessantesten Stars der Literaturszene. Mit dabei sind u.a. Elke Heidenreich, Navid Kermani, Uwe Timm, Christian Berkel, Linda Zervakis, Kübra Gümüsay, Katja Lewina, Stefanie Sargnagel oder Mai Thi Nguyen-Kim. Darüber hinaus sind auch die Linde-Preisträgerinnen Dea Loher und Dorate Maslowska und der Göttinger Rechtsanwalt und Autor Markus Thiele Teil des Festivalprogramms. Bestseller-Autorin Cornelia Funke wird zudem per Livestream direkt aus Los Angeles in das Alte Rathaus in Göttingen geschaltet.
Den Auftakt liefert Autorin Jackie Thomae mit Ihrem Roman „Brüder“, der ihr eine Nominierung für den Deutschen Buchpreise einbrachte. Thomae liest am 1. Oktober im Coworking-Space der Firma pro office. Ein Highlight gibt es ganz zum Schluss: Zum großen Finale lässt Schauspieler Benno Fürmann mit dem Moka Efti Orchestra aus der Serie »Babylon Berlin« die Welt der 20er Jahre wiederaufleben.
Auch die Auswahl der Spielstätten hat sich gezwungenermaßen deutlich geändert. Auch hier sei man froh, dass es trotz der Corona-Krise und der geltenden Vorschriften noch viele schöne Locations als Partner gewinnen konnte. Geografisch reicht diese Auswahl vom Einbecker PS.Speicher, dem Ballhaus in Duderstadt übder die Lokhalle und das Sparkassen-Forum bis zum Schloss Rittmarshausen und dem Welfenschloss Hann. Münden. Mit dem Landgericht Göttingen ist auch wieder eine eher ungewöhnliche Location dabei.
Alles zum Festivalprogramm und den Spielorten ist ab sofort hier einsehbar:
literaturherbst.com
Alle 60 Veranstaltungen können als Livestream oder Video- bzw. Audioaufzeichnung in der Mediathek des Göttinger Literaturherbstes abgerufen werden.
Weitere Informationen liefert die Webseite literaturherbst-on-air.com
Foto: Michael Seiler