Der Lauf der Dinge sieht irgendwann in unserer Existenz den Tod vor. Ob plötzlich oder durch lange Krankheit angekündigt – die Trauer nach einem Verlust ist für die Hinterbliebenen unermesslich.
Für den persönlichen Gemütszustand nach dem Tod eines geliebten Familienmitglieds ist es daher nahezu desaströs, wenn man immer wieder von nichtsahnenden Menschen an den Verlust erinnert wird.
„Nichts ist unangenehmer, als von Bekannten oder Freunden auf den verstorbenen Menschen angesprochen zu werden“, weiß auch der Hardegser Unternehmer Tobias Föllmer, der mit seiner „Digitalen Nachlassverwaltung“ nun diesen Situationen entgegenwirken will.
„Nichts ist unangenehmer, als von Bekannten oder Freunden auf den verstorbenen Menschen angesprochen zu werden.“
Das digitale Zeitalter bringt es mit sich, dass immer mehr Menschen – auch und insbesondere älteren Semesters – an den Umgang mit diversen technischen Gerätschaften wie Smartphone, Tablet und Computer gewöhnt sind. SMS, WhatsApp, und Googeln ist für die Generation 50plus beileibe kein Hexenwerk mehr. Viele besitzen und pflegen einen Facebook-Account, manche davon twittern, instagrammen oder snapchatten, sind bei LinkedIn oder haben einen Zugang zum Business-Portal Xing. Überall hat man Follower, Freunde oder Kontakte. Und keiner davon wird automatisch informiert, dass jemand gestorben ist. Löscht man die Profile in den sozialen Medien nicht, sind Momente wiederkehrender Trauer für die Angehörigen vorprogrammiert, denn Freunde und Follower erhalten auch nach dem Tod, je nach Einstellung der eigenen Accounts, immer wieder Vorschläge von Personen, denen das auch „gefällt“, Veranstaltungshinweise, Geburtstagsmeldungen u.s.w. So lange ein Verstorbener nicht korrekt abgemeldet und das Profil gelöscht wird, taucht es immer wieder auf. Doch das Löschen kann mitunter zu einer Herkules-Aufgabe werden. Nicht immer sind den Hinterbliebenen alle Accounts überhaupt bekannt, häufig fehlen Zugangsdaten oder Passwörter. Und das betrifft nicht nur Social Media-Dienste, sondern auch Shopping-Portale wie Otto, Zalando oder Amazon und viele mehr.
Tobias Föllmer und sein Team haben eine Dienstleistung entwickelt, die es ab sofort ermöglicht, die Nutzerkonten von Verstorbenen endgültig löschen zu lassen. „Wir bieten unseren Service direkt über den Weg des Bestattungsunternehmens an“, erklärt Föllmer. „Denn dort findet die Beratung zu allen wichtigen Themen in dieser trauernden Zeit statt. Bisher wurde aber in diesen Momenten nur selten überhaupt an Social Media gedacht. Das wollen wir im Sinne der Angehörigen ändern.“
Nicht nur Social Media, sondern auch Shopping-Portale
Mit nur einem Auftrag können die Hinterbliebenen diese Dienstleistung direkt bei ihrem Bestattungsinstitut buchen. Die digitale Nachlassverwaltung überprüft dann die sieben wichtigsten Social Media-Dienste sowie die derzeit zehn größten Shopping-Portale und beantragt bei bestehenden Konten deren Löschung. Abschließend erhalten die Hinterbliebenen eine Übersicht aller gefundenen und gelöschten Konten.
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