Nach dem kurzfristigen und überraschenden Abgang von Sven Halfar im Frühjahr nach nur einem halben Jahr als GSO-Geschäftsführer begann für das Göttinger Symphonie Orcherster und seinen Aufsichtsrat erneut die Suche nach Stabilität an der kaufmännischen Spitze. Mit dem auf der Pressekonferenz vorgestellten 42-jährigen Alexander Busche soll dies nun gelingen. Busche löst damit am 1. November 2020 Frank Wiegelmann ab, der für die Übergangszeit als Interims-Geschäftsführer eingesprungen war.
Der Fokus bei der sehr aufwendigen Suche nach der passenden Persönlichkeit für die Spitze des GSO lag zunächst auf wirtschaftlicher Expertise und Führungsqualitäten. Angenehm überrascht sei man laut Aufsichtsratsvorsitzenden Sascha John vor allem über die Vielzahl an Bewerbungen auf die Stelle gewesen. Knapp 50 habe man bis zum Ende der Bewerbungsfrist Ende Juni erhalten, darunter viele gute Kandidaten. Ein halbes Dutzend habe man dann in eine Art Assessment Center eingeladen, um die abschließende Auswahl zu treffen. Dabei war auch Alexander Busche.
Den gebürtigen Detmolder bezeichnete John in der Pressekonferenz gar als „eierlegende Wollmilchsau“ – bringe Busche doch neben seiner fachlichen Qualifikationen, wenn es um Zahlen geht, auch Begeisterung und Leidenschaft für die klassische Musik sowie reichlich Erfahrung in der Musikproduktion und -vermarktung mit.
Großen Dank sprach Sascha John dem scheidenden Interims-Geschäftsführer Frank Wiegelmann aus, der das Orchester neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als käufmännischer Vorstand der Stadtwerke Göttingen AG heil durch die prekäre Anfangsphase der Corona-Krise gebracht hat. Dabei habe er bestehende Kommunikationsdefizite im GSO ausgeräumt und Initiative ergriffen, so John. Damit habe er dem GSO und der Stadt Göttingen einen großen Dienst erwiesen.
Wiegelmann betonte dann seinerseits, dass das GSO trotz dieser schwierigen Zeit solide aufgestellt sei – nicht zuletzt dank der Unterstützung der Abonnenten wie auch des Landes Niedersachsen, des Landkreises und der Stadt Göttingen.
Auch Alexander Busche hatte für die Arbeit des Interim-Geschäftsführers nur Lob übrig. „Ich glaube, es gibt nichts Schöneres, als einen gut funktionierenden Orchersterbetrieb übernehmen zu können. Es gibt bestimmt viel zu tun, neu zu inspirieren und neu zu motivieren. Aber es ist sehr schön, wenn man weiß, das alles ökonomisch sehr gut geordnet ist.“ Von der Klasse des Orchesters zeigte sich Busche nach Besuch seines ersten GSO-Konzert ebenfalls beeindruckt.
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Mehr als gut aufgestellt ist das GSO auch in der musikalischen Führung. Die Arbeit des künstlerischen Leiters Nicholas Milton wird beim Publikum, bei den Musikern, aber auch bei den Verantwortlichen derart geschätzt, dass sich der Aufsichtsrat dazu entschlossen hat, den 2022 auslaufenden Vertrag des Australiers vorzeitig bis zum 31.07.2027 zu verlängern. Auch damit solle ein Zeichen für „Beständigkeit und Verlässlichkeit“ des GSO gesetzt werden. Milton habe als Nachfolger des in Göttingen hochgeschätzten Christoph-Matthias Müller ein schweres Erbe angetreten. „Herr Milton ist nicht in die Fußstapfen getreten“, erklärt Sascha John im Hinblick auf den Arbeit des ehemaligen Chefdirigenten Müller, „sondern hat seine Fußstapfen daneben gesetzt, die mindestens genauso groß sind. Aufsichtsrat und Gesellschafter sind unfassbar zufrieden.“
Für Nicholas Milton stellen die Personalie Alexander Busche als neuer Geschäftsführer und seine eigene Vertragsverlängerung den nächsten Schritt für das musikalische „Juwel der Stadt“ auf seiner kreativen Entdeckungseise dar. Ihm sei als Dirigenten sehr wichtig, ein kreatives Zuhause zu haben. „Das Göttinger Symphonie Orchester ist ein einzigartiges Orchester mit einer unheimlichen Spielfreude. Die Menschen in den Konzerten merken, dass mit Leidenschaft und Begeisterung gespielt wird. Deswegen freue ich mich ganz besonders, dass das Orchester und der Aufsichtsrat mir das Vertrauen gegeben haben, weiter mit dem Orchester arbeiten zu dürfen.“
Milton und Busche haben in einem ersten Gespräch bereits kreative Tuchfühlung aufgenommen, wie der Weg des GSO in Zukunft aussehen könnte. Details wollte der Chefdirigent noch nicht nennen, doch für Alexander Busche könne der Ausbau der Filmmusik beispielsweise ein kreativer Ansatz sein, für neue Impulse in der Bevölkerung zu sorgen. Denn weiterhin sei das Interesse der Menschen sehr wichtig für die Wirtschaftlichkeit des GSO-Betriebs, der coronabedingt nur rund 20% der Ticketeinnahmen des Vorjahres verbuchen könne.
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